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Napoleon und das Münchensteiner Schloss

1798 - 1830

In der Helvetik wird die Schweizer Geschichte fünf Jahre lang ordent­lich durchgeschüttelt. Obrigkeiten fallen – und mit ihnen auch das Mün­chensteiner Schloss.

Über Jahrhunderte hinweg bis ins Jahr 1798 blieb das Münchensteiner Schloss unbestritten der Sitz des aus Basel hier stationierten Landvogtes – als wichtigstes baslerisches Verwaltungszentrum im Unterbaselbiet notabene. Mit der sogenannten Helvetik kam dann aber ordentlich Schwung in die Schweizer Geschichte – und in jene Münchensteins. Mit Helvetik wird die kurze aber prägende Phase von 1798 bis 1803 bezeichnet, in der die Eidgenossenschaft unter dem Einfluss Napoleons kurzzeitig zur Republik wurde – übrigens in dieser kurzen Zeit gleich mit den drei sich abwechselnden Hauptstädten Aarau, Luzern und schliesslich Bern.

Der Vogt verlässt das sinkende Schloss

Im März 1798 marschierten die französischen Revolutionstruppen in der Schweiz ein und im April wurden der Münchensteiner Bevölkerung die ersten Gesetze und Verordnungen der geplanten neuen helvetischen Regierung kundgetan. Die Vision des Helvetischen Einheitsstaates – stark geprägt von der Parole "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" der Französischen Revolution von 1789 – überholte die bislang angewandten Untertanenverhältnisse, was die Vogtei auf dem Münchensteiner Schloss mehr oder weniger vom einen Tag zum anderen zum Relikt stempelte. Allerdings dankte der Grosse Rat zu Basel in weiser Voraussicht bereits im Januar 1798 zugunsten einer Nationalversammlung ab. Jakob Christoph Rosenburger, der letzte Basler Obervogt in Münchenstein, verlässt exakt am 24. Januar 1798 das Amt Münchenstein in Richtung Basel.

Ein Symbol wird geschliffen

Der Übergang von der Vogtei zur zwischenzeitlichen Republik ging in Münchenstein deutlich ruhiger über die Bühne, als im oberen Baselbiet: Die Landvogteischlösser Waldenburg, Homburg und Farnsburg wurden allesamt von der Bevölkerung in Flammen gesteckt und die verhassten Vögte lautstark vertrieben.

Obwohl dieser revolutionäre Übergang in Münchenstein friedlich verlief, blieb das leerstehende Schloss gleichwohl ein Symbol für Unterdrückung und den Mangel an Freiheit. So wurde der Bau Ende März zum Nationalgut erklärt und zusammen mit den Schlossgütern von der Gemeinde für 24'000 Pfund erworben. Kurz darauf folgte die Versteigerung auf Abbruch. Der Weiterverkauf der parzellierten Schlossgüter und der Erlös aus der Gebäudeversteigerung sollen der Gemeinde Münchenstein mehr als den doppelten Betrag des Kaufpreises eingebracht haben, so Mittelalter-Koryphäe Werner Meyer in der Münchensteiner Heimatkunde.

Während die Oberburg in den Jahren danach nach und nach geschliffen wurde, entstand in der Nordwestpartie der Unterburg gegen das Jahr 1830 ein Neubau, der bis heute erhalten ist.