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Unter Basler Herrschaft

1515 - 1798

Vom Beginn der frühen Neuzeit bis hin zur von Napoleon geprägten Phase der Helvetik bleibt das Mün­chensteiner Schloss das unbestrit­tene Zentrum der Gemeinde.

1515 ging die Herr­schaft Münchenstein, in der rund 100 Menschen ein Zuhause fanden, defini­tiv an die Stadt Basel über. 300 Jahre lang sollten in der Folge die städtischen Obervögte das Dorf und das gleichna­mige Amt verwalten. Im Jahr 1529 ging auch die Dorfkirche St. Bartholomäus an die Stadt Basel über und wurde zum reformierten Gotteshaus. Der ursprüng­liche Bau stammt aus dem 11. Jahrhun­dert. Dieser wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch einen Neu­bau ersetzt und 1612 um einen Turm erweitert. Weitaus prägender als die Kir­che war aber nach wie vor das Schloss, das bis ins Jahr 1798 der Sitz von ins­gesamt 50 Landvögten war.

Verwaltungszentrum

Das Schloss Münchenstein war zeit­gleich auch das wichtigste baslerische Verwaltungszentrum im Unterbaselbiet. Die Dörfer Muttenz und Münchenstein wurden zu einem Amt zusammenge­fasst, zu dem bis ins Jahr 1534 auch die Gemeinden Pratteln, Biel-Benken, Bin­ningen und Bottmingen hinzustiessen. Der auf dem Schloss residierende Land- oder Obervogt war der Stellvertreter der Basler Obrigkeit und hatte deren Rechte zu wahren. Die Bevölkerung München­steins hatte nur wenig direkten Kontakt mit dem Vogt, sondern vielmehr mit des­sen Unterbeamten, die unter anderem für das Eintreiben der Steuern zuständig waren.

Das Schloss war in das Basler Alarmsys­tem einbezogen, indem bei Kriegsge­fahr eine Wache postiert wurde, die auf Alarmgeschütze zu achten hatte. Bei drohender Kriegsgefahr erhielt Mün­chenstein eine verstärkte Besatzung und auch bei der Entsendung eidge­nössischer Hilfstruppen sollte Mün­chenstein mit einem kleinen Kontingent bedacht werden, das auf das Schloss und auf die Birsbrücke zu verteilen war.

Mehr Herrensitz als Trutzburg

Sowohl in baulicher Hinsicht sowie in Sachen Ausrüstung existierten aber schwerwiegende Mängel, die einem Angriff wohl nicht im Geringsten Stand gehalten hätten. So hält eine Inventur aus dem Jahr 1658 fest, dass auf dem Schloss 18 reparaturbedürftige Muske­ten eingelagert waren, für deren Feuer­kraft nicht mal genügend Schiesspulver vorrätig war. Ein Segen also, dass das Schloss unter der Herrschaft der Basler Vögte nie in direkte Kampfhandlungen involviert war.

Die grösste Aufregung herrschte wohl im Jahr 1691 während dem sogenann­ten «Basler Wesen»: Die Basler Bürger­schaft war zerstritten und in der Stadt herrschten wirre Zustände, die auch auf Münchenstein übergriffen. Als sich das Gerücht verbreitete, der damalige Mün­chensteiner Vogt Remigius Frey wolle die Stadt überfallen, zogen 150 Mann von Basel aus gegen das Schloss. Die­ses wurde kampflos eingenommen, da sich der frühzeitig gewarnte Frey ins bischöfliche Arlesheim abgesetzt hatte. So zog die bewaffnete Schar wieder unverrichteter Dinge ab, nicht aber, ohne vorher die Vorräte zu plündern und einen erheblichen Sachschaden zu hin­terlassen. Ausser diesem überschauba­ren Tumult genoss das Schloss Mün­chenstein all die Jahre bis zum Beginn der Helvetik im Jahr 1798 den Ruf eines Herrensitzes, auf dem der Landvogt mit seiner Familie ein beschauliches und abgeschiedenes Leben führen konnte.